Beobachtung der Beobachter

26. August 2010 • Qualität & Ethik • von

Erstveröffentlichung: Die Furche vom 26.8.2010

Mitten im Sommerloch hat sich ein Wunder ereignet: Eine Zürcher Forschergruppe um den Mediensoziologen Kurt Imhof hat zum ersten Mal für die Schweiz ein Jahrbuch „Qualität der Medien“ vorgelegt.

Auf 373 Seiten ist akribisch dokumentiert, wie sich Journalismus und Medien im Nachbarland entwickeln. Den Autoren zufolge sind die Aussichten trübe.

Sie wollen den „Qualitätszerfall der Informationsmedien“ transparent machen und dazu beitragen, dass der „Wettbewerb um Anzeigen wieder in einen publizistischen Qualitätswettbewerb mündet.“ Vor allem aber möchten sie endlich eine Plattform für eine „empirisch unterlegte Qualitätsdebatte“ schaffen.

Das ist ein wichtiger erster Schritt. Ohne solch eine jährliche Zustandsbeschreibung, die sich am Vorbild des amerikanischen „Project for Excellence in Journalism“ orientiert, stochern Journalisten und Medienmanager bei der Selbstbeobachtung im Nebel. Wir müssen kontinuierlich erfassen, wie sich die Medien ändern, welche Hypes sie erzeugen und welche Schäden und welchen Nutzen sie stiften. Jetzt gälte es, für den gesamten deutschsprachigen Raum solch eine unabhängige Analyse zu erarbeiten.

Vorbildlich ist auch, dass Imhof seine Arbeit aus einer Vielzahl „zivilgesellschaftlicher“ Quellen finanziert. Hellhörig macht indes, dass für solch ein lebenswichtiges Projekt die üblichen Fonds universitärer Forschungsförderung nicht anzapfbar sind. Es wäre an der Zeit, dass sich diese Förderinstitutionen (FwF in Österreich, SNF in der Schweiz, DFG in Deutschland), aber auch die wissenschaftlichen Akademien oder die Max Planck-Gesellschaft, um das Thema kümmern.Es ist bereits fünf nach zwölf. Letztlich geht es bei der Zukunft des Journalismus auch um die Zukunft unserer Demokratie und Gesellschaft.

Hinweis: Die Studie ist auch im Internet abrufbar:  http://jahrbuch.foeg.uzh.ch/Seiten/default.aspx

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